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Brief Nr. 4: Der Mars

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Hallo,

ich muss Dir unbedingt berichten, was passiert ist. Wir machen nämlich gerade einen Ausflug. Ich hatte Dir ja gestern vom Mars erzählt und wie toll rot der aussieht. Da habe ich einfach beschlossen, dass wir uns den mal näher ansehen und dort landen. Freddie war natürlich überhaupt nicht davon begeistert. Wir müssten doch nach Hause, hat er gesagt. Die Schule würde doch bald wieder anfangen und so weiter. Aber dieses Mal habe ich mich durchgesetzt. Ich habe gesagt, dass ich mir unbedingt den Mars für meine Projektarbeit angucken müsste, da der auch für die Erde ganz wichtig sei und ich außerdem einige Bilder davon bräuchte. Dem hatte Freddie nichts entgegenzusetzen und so sind wir tatsächlich auf dem Mars gelandet. Und ich sitze hier gerade tatsächlich auf einem Stein auf dem Mars und schreibe Dir diesen Brief.

Während ich auf der Erde war, hatte ich schon gehört, dass die Menschen viel über den Mars nachdenken. Früher, noch vor hundert Jahren, da dachten die Menschen sogar, dass auf dem Mars auch Menschen leben würden. Vielleicht sogar so grüne Männchen mit Antennen auf dem Kopf. Auf die Idee kamen sie, weil sie mit Teleskopen Wege und Kanäle sahen, von denen sie dachten, dass nur Menschen sie gemacht haben könnten - eben die Marsmenschen. Außerdem glaubten sie, große dunkle Flecken auf dem Mars zu sehen, die Urwälder oder so etwas sein sollten. Deshalb gab es viele Autoren, die sich Geschichten ausgedacht haben, in denen die Menschen vom Mars die Erde angreifen. Völlig verrückt so etwas, wenn man mal selber auf dem Mars ist. Das ist so was von einsam hier, überall ist dieser rote Staub, keine Straßen weit und breit und Urwälder gibt es hier erst recht nicht. Es gibt nichts anderes als Steine und Geröll in unterschiedlich hellen und dunklen Rottönen. Nur Freddie ist da und steht etwas verlassen in der Gegend rum. Immerhin ist er still, weil er denkt, dass ich gerade für mein Projekt einige Aufzeichnungen mache. Irgendwie hat er ja auch recht...

Zum Glück ist hier jetzt gerade Tag. So haben wir ganz angenehme 20 Grad. Aber wenn es nachher dunkel wird, dann kann es richtig kalt werden. Angeblich bis zu -85 Grad. Aber dann sind wir schon längst wieder weg vom Mars. Ich hab nämlich keine wollene Unterhose an ;-)

Hier gibt es tatsächlich Luft. Das ist aber leider keine Luft wie auf der Erde. Die Luft auf der Erde konnte sogar ich gut atmen. Die war fast so wie bei mir zu Hause auf meinem Planeten, nur dass sie für mich etwas saurer schmeckte. Hier auf dem Mars ist leider viel zu wenig Sauerstoff in der Luft. Das macht aber nichts. Zum Glück habe ich ein Atemgerät dabei. Ich sehe zwar aus, als wenn ich gleich tauchen gehen möchte, aber hier sieht mich ja keiner.

Tauchen kann man hier auf dem Mars leider nicht. Es gibt nämlich kein Wasser. Obwohl, wenn man etwas tiefer in den Boden bohrt, dann ist da tatsächlich etwas gefrorenes Wasser. Und wenn Du Dir den Mars mal mit einem Teleskop von der Erde aus ansiehst, dann siehst Du oben und unten weiße Flecken. Das sind wie auf der Erde die Pole. Und wie der Nordpol und der Südpol auf der Erde bestehen die vor allem aus gefrorenem Wasser. Na ja, nicht nur. Viel davon ist hier auch etwas Anderes, das auch gefroren ist, nämlich Kohlendioxid. Das ist eigentlich ein Gas, von dem auf dem Mars ziemlich viel in der Luft ist. Und wenn das friert, dann nennt Ihr das auf der Erde Trockeneis. Das nimmt man gerne dafür, um kalten weißen Dampf zu machen. Hier auf dem Mars dampft es aber zum Glück nicht, dafür ist es bei den Polen viel zu kalt. Würde aber das Wasser dort vollständig schmelzen, dann würde hier plötzlich alles überspült werden. Das Wasser reicht nämlich angeblich aus, um aus dem Mars überall ein 11 Meter tiefes Meer zu machen. Gut dass es noch gefroren ist, solange ich mit meinem Raumschiff hier stehe.

Die Kanäle, die die Menschen von der Erde aus gesehen haben, sind übrigens wahrscheinlich auch durch Wasser entstanden, das hier früher mal geflossen sein soll. Menschen haben die Kanäle aber sicherlich nicht gemacht. Dazu sind die viel zu unförmig. Auch sonst habe ich hier keine Lebewesen gesehen. Angeblich soll es im Boden ganz kleine Tierchen geben, sogenannte Bakterien und Mikroben. Ganz sicher ist man sich da aber nicht und ich hab keine Lust, danach zu buddeln.

Die Menschen schicken ja seit einigen Jahren ständig Raumschiffe zum Mars. Da sind zwar keine Menschen drin, aber dafür kleine Fahrzeuge. Die können die Menschen dann von der Erde aus fernsteuern, Fotos machen und die Umgebung untersuchen. Und tatsächlich ganz hier in der Nähe ist so ein ferngesteuertes Auto. Hergeschickt hat es die NASA. Das ist die Organisation in den USA, die für die Raumfahrt verantwortlich ist. Das ferngesteuerte Auto haben sie „Opportunity“ genannt und das soll wohl schon seit mehreren Jahren, genauer seit 2004, hier auf dem Mars sein. Freddie wollte ja nicht, dass ich mir das Ding mal genauer ansehe. Der meinte, dass die Erde völlig verrückt werden würde, wenn mich die Menschen plötzlich auf den Bildern der Kamera des NASA-Fahrzeugs sehen würden. Für wie blöd hält mich Freddie denn? Natürlich passe ich auf. Außerdem will ich ja auch nicht, dass sie mich mit dieser dämlichen Taucherausrüstung fotografieren. Wie peinlich wäre das denn, wenn das das erste echte Foto von einem Außerirdischen in Euren Zeitungen wäre? Ne, ne. Da hab ich aufgepasst und mich ganz vorsichtig von hinten an den Wagen ran geschlichen. Natürlich habe ich auch darauf aufgepasst, dass man keinen Schatten von mir sehen kann. Die Sonne scheint hier natürlich auch, auch wenn sie von hier aus etwas kleiner wirkt als von der Erde aus. Der Mars ist ja auch etwas weiter weg von der Sonne.
Das ferngesteuerte Auto von der Erde hat da nur ganz ruhig gestanden und wohl gerade ein paar Fotos gemacht. Einen kleinen Scherz habe ich mir aber doch erlaubt, als Freddie nicht hingesehen hat. Ich habe einmal ganz kurz meine Hand vor die Kamera gehalten, so dass die Leute von der NASA ein schwarzes Bild bekommen haben müssten. Schade, dass ich nicht mehr erlebe, wie die sich nun wahrscheinlich wochenlang darüber streiten, weshalb das Bild plötzlich dunkel wurde. Hi, hi.
Okay. Ganz so witzig war das jetzt auch nicht. Aber viel zum Lachen habe ich eben auch nicht bei meiner langen Rückreise zu meinem Planeten.

Freddie hat das dann wohl doch gesehen und war ziemlich böse. Zum Glück war sein Geschimpfe aber kaum zu hören. Das liegt daran, dass die Luft hier viel dünner ist als auf der Erde. Dadurch können auch Töne und Sprache nicht so gut durch die Luft transportiert werden. Das bedeutet, dass wenn ich zum Beispiel auf der Erde schreie, dann kann man das bis zu 1000 Meter weit hören. Würde ich hier auf dem Mars genau so laut schreien, dann könnte man das nur gerade mal 15 Meter weit hören. Und da ich bei meiner Aktion mit dem NASA-Auto über 20 Meter weit weg von Freddie war, konnte ich zwar sehen, dass er sich aufregte. Gehört habe ich aber fast gar nichts. Irgendwie mag ich diesen Planeten :-)

Hier auf dem Mars gibt es übrigens auch Winter, Frühling, Sommer und Herbst. Allerdings braucht der Mars fast doppelt so lange wie die Erde, um einmal um die Sonne zu fliegen. Deshalb sind hier die Jahreszeiten auch jeweils doppelt so lang. Warum es auf der Erde überhaupt Jahreszeiten gibt, das erzähl ich Dir ein anderes Mal. Jetzt ist übrigens gerade Sommer in der Ecke vom Mars, wo ich gelandet bin. Aber ich schrieb ja schon, dass es nachts trotzdem richtig kalt wird. Auch das hat etwas damit zu tun, dass hier nur so wenig Luft ist. Erstaunlicherweise ist ein Tag auf dem Mars ähnlich lang wie auf der Erde, aber doch einige Minuten länger als 24 Stunden. Wenn also auf der Erde jemand sagt, dass er sich wünschen würde, dass der Tag mehr als 24 Stunden hätte, weil er so viel zu tun hat, dann sollte man ihn mal zum Mars schicken. Da hätte er immerhin 40 Minuten mehr Zeit.

Zwei Dinge sind auf dem Mars übrigens noch ziemlich beeindruckend und gehören zu dem Ausflugs-Pflichtprogramm jedes Reisenden zum Mars. Zum einen ist da der Vulkan „Alba Patera“. Der ist der größte Vulkan im ganzen Sonnensystem - also auf allen Planeten, die um die Sonne fliegen, einschließlich der Erde. Der Vulkan ist größer als ganz Deutschland. Stell Dir das vor. Ein einziger Berg, der sich von Flensburg bis nach Österreich erstreckt. Wow.
„Wow“ ist aber noch ein weiterer Vulkan, nämlich der „Olympus Mons“. Der ist zwar nicht so breit wie der Vulkan „Alba Patera“, aber dafür ist er der höchste Berg, den es im Sonnensystem gibt. Immerhin kannst Du da über 21 km hoch steigen. Dagegen ist der größte Berg auf der Erde ein kleiner Hügel. Der Mount Everest ist nämlich nicht einmal 9 km hoch. Von ganz oben auf dem „Olympus Mons“ muss man einen wundervollen Blick haben. Aber leider drängt jetzt doch Freddie, dass wir los müssen. Er meint, dass es gleich Nacht wird und dann wird es ja auch ziemlich kalt. Recht hat er ja. Aber schade ist es trotzdem. Auch wenn hier eigentlich nur Staub rumliegt und es manchmal ziemlich windig sein kann, fand ich den Mars ganz hübsch.

Bis bald.

Dein Rolf.

Brief Nr. 3: Bremsen beim Mars Brief Nr. 5: Raumschiff Erde und die Jahreszeiten