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>> Briefe aus dem AllBrief Nr. 3: Bremsen beim Mars
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Hallo,
so, Freddie ist gerade im Maschinenraum und führt dort einige Wartungsarbeiten durch. Das gibt mir ein wenig Zeit, Dir wieder zu schreiben.
Ich hatte Dir ja schon gestern kurz vom Mars erzählt. Inzwischen sind wir an ihm vorbeigeflogen. Aber ich kann ihn noch gut sehen, wenn ich aus den Fenstern des hinteren Teils meines Raumschiffs zurück schaue. Ein toller Anblick. Ein großer roter Ball und dahinter sehe ich einen ganz kleinen blauen Ball. Das ist Deine Erde. Der Mars ist nämlich eigentlich nicht weit weg von der Erde, zumindest wenn man von einem anderen Sonnensystem kommt. Das war auch mein Glück bei meinem Hinflug zur Erde vor einigen Monaten. Da hab ich nämlich ein wenig geträumt, als ich so durch Euer Sonnensystem geflogen bin, so dass ich beinahe an der Erde vorbeigeflogen wäre. Doch zum Glück war da ja der Mars. Durch seine rote Farbe war der wie eine Ampel für mich, so dass ich schleunigst auf die Bremse treten konnte. Ansonsten wäre ich an der Erde vorbei geflogen und ziemlich nah an Eure Sonne gekommen. Und so heiß wollte ich es dann doch bei meinem Praktikum nicht haben ;-) Da hätte ich mir ganz schön das Raumschiff verkokeln können. Glück gehabt. Dank, Mars!
Das Bremsen ist im Weltraum übrigens gar nicht so einfach, wenn man erst einmal etwas schneller unterwegs ist. Das Problem ist nämlich, dass hier keine Straßen sind. Es ist nicht mal Luft da. Wenn ein Auto auf einer Straße fährt, dann bremst es dadurch, dass es versucht, sich an der Straße festzuhalten. Also ich meine damit, dass der Fahrer durch den Tritt auf die Bremse erreicht, dass sich die Räder nicht mehr drehen. Wenn sich die Räder nicht mehr drehen, dann rutscht der Wagen aber trotzdem noch weiter, wenn er zu schnell war. Das kennst Du wahrscheinlich auch beim Fahrradfahren. Wenn Du schnell fährst und bremst, dann rutscht Du noch ein wenig und die Reifen können sogar quietschen. Bei diesem Quietschen versucht der Reifen sich an der Straße festzuhalten. Doch wenn Du zu schnell warst, dann rutscht der Reifen beim Festhalten immer wieder ab und deshalb quietscht es. Doch irgendwann hat der Reifen sich so in die Straße fest gebissen, dass der Wagen oder das Fahrrad tatsächlich stehen bleibt. Eure Forscher nennen das übrigens „Reibung“. Und je mehr Einkerbungen auf dem Reifen sind und je unebener die Straße ist, um so besser kann sich der Reifen in die Straße beißen und umso besser kannst Du bremsen.
Doch nicht nur zwischen dem Reifen und der Straße ist diese Reibung. Auch zwischen dem Auto und der Luft gibt es die. Das klingt seltsam, da man eigentlich denkt, dass da in der Luft ja gar nichts ist. Eine Straße kann ich anfassen, aber die Luft doch nicht. Da kann man sich doch nicht festhalten.
Doch, das kann man. Es ist zwar nicht einfach, aber Vögel können das zum Beispiel. Die können die Luft nutzen, um zu fliegen. Genauso ist es auch bei den Flugzeugen. Und was meinst Du, was Du ein- und ausatmest? Das ist auch etwas mehr als Nichts. Das ist die Luft, die die ganze Erde umgibt und die alles ein bisschen abbremst, wenn es sich dadurch bewegt. Unser ganzer Körper verhakt sich ein ganz kleines Bisschen in der Luft. Auch da ist diese Reibung. Aber je windschnittiger zum Beispiel ein Auto gebaut ist, um so weniger Luft verhakt sich in dem Auto beim Fahren und um so weniger Kraft muss der Motor leisten. Oder beim Fahrradfahren beugst Du Dich ja auch vor, um leichter fahren zu können, damit die Luft nicht ständig gegen Deinen gesamten Körper prallt. Bei etwas Gegenwind kannst Du sogar bremsen, wenn Du Dich beim Fahrradfahren aufrichtest. Wenn Du nicht gerade einen Berg herunterfährst, dann merkst Du, dass Du dann langsamer wirst und irgendwann stehen bleibst. Da hat dich dann nicht Deine Bremse mit den Reifen und der Straße gebremst, sondern vor allem die Luft mit Deinem Körper.
Wenn Du im Weltall unterwegs bist, dann gibt es leider keine Straße. Mein Raumschiff hat noch nicht einmal Räder oder Reifen. Es gibt hier auch keine Luft. Die gibt es nur direkt um einige Planeten herum. Das hat den Vorteil, dass mein Raumschiff kein Problem mit der Reibung hat und, wenn es erst einmal in Bewegung ist, einfach weiterfliegt, ohne dass ich Gas geben muss. Beim Fahrradfahren musst Du selbst dann, wenn Du ganz gerade ausfährst, immer mal wieder treten, weil die Luft und auch die Reifen auf der Straße dich ständig ein bisschen abbremsen. Im Weltraum ist das nicht nötig, da mich nichts bei meiner Reise aufhält. Aber deshalb muss ich auch ziemlich aufpassen, dass ich nicht aus Versehen einfach an meinem Ziel vorbeifliege. Zum Bremsen kann ich dann auch nicht auf die Bremse treten oder einfach einen Fallschirm rauswerfen - wie gesagt, da ist weit und breit keine Straße und keine Luft, sondern ich muss mit meinem Raketenantrieb so tun, als wenn ich in die andere Richtung fliegen möchte. Dann bremse ich auch. Aber ich darf dabei auch nicht zu lange meinen Raketenantrieb in die entgegengesetzte Richtung richten, sonst fliege ich plötzlich zurück und komme nie bei meinem Ziel an.
Aber dank des roten Mars habe ich rechtzeitig durch Umschalten des Raketenantriebs bremsen können. Freddie hat mir ein wenig geholfen, so dass wir immer langsamer wurden auf dem Weg zwischen dem Mars und der Erde.
Aber ich wollte Dir ja noch ein bisschen was vom Mars erzählen. Der Mars ist auch ein Planet, so wie die Erde. Auch er fliegt immer rund um die Sonne herum. Dabei ist er jedoch etwas weiter weg von der Sonne als die Erde. Genau gesagt ist er noch mal zusätzlich halb so weit weg, wie die Erde von der Sonne weg ist. Das kannst Du Dir wie auf dem Sportplatz vorstellen. Stell Dir vor, die Erde ist von der Sonne so weit weg, wie einmal um den Sportplatz zu laufen. Und nachdem Du eine Runde gelaufen bist, dann sagt der Lehrer plötzlich, dass Du noch eine halbe Runde laufen musst. Dann bist Du die Entfernung bis zum Mars gelaufen. Ich muss Dich aber leider enttäuschen. In Wirklichkeit sind Sonne und Mars natürlich viel weiter weg. Erzähl bitte keinem, Du wärest bis zum Mars gelaufen, nur weil Du eine halbe Runde auf dem Sportplatz gedreht hast. Die würden Dich für verrückt halten. Aber die Sonne ist ja auch nicht nur eine Sportplatzrunde weit weg von der Erde. Sonst wäre es auf der Erde wirklich wirklich ziemlich heiß. Aber von der Sonne erzähle ich Dir ein anderes Mal.
Ich wollte Dir ja noch ein wenig vom Mars berichten. Der Mars ist etwa halb so groß wie die Erde. Und dass er so rot ist, das liegt daran, dass er mit der Zeit ziemlich gerostet hat. Der Rost liegt da jetzt überall rum, sogar in der Luft ist der. Und deshalb sieht er so rot aus. Deswegen heißt er übrigens bei Euch auf der Erde auch Mars. Mars ist nämlich nicht nur ein Schokoriegel bei Euch, sondern war bei den alten Römern ein Gott. Die Römer hatten ja für alles Mögliche einen Gott. Und einer war für die Kriege zuständig. Das war der Gott „Mars“. Und da so eine blutrote Farbe gut zum Krieg passt, hat man damals einfach auch den roten Planeten so genannt: Mars.
Ich kann Dir übrigens berichten, dass da niemand wohnt. Marsmenschen gibt es nicht. Zumindest habe ich bei meinen Flügen am Mars vorbei keine gesehen. Die würden sich da auch ziemlich unwohl fühlen. Aber davon muss ich Dir in meinem nächsten Brief schreiben. Ich höre den Aufzug aus dem Maschinenraum. Und da ich hier an Bord mit Freddie alleine bin, dann muss das wohl Freddie sein. Logisch.
Bis später
Dein Rolf.