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Brief Nr. 2: Wo ich herkomme

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Hallo,

so, Freddie hat sich wieder beruhigt und es gab doch Abendessen. Aber es war eine ziemliche Arbeit. Ich habe ihm zwar gesagt, dass es mir alles leid tut und so weiter. Doch das hat ihn nicht besser gestimmt. Er guckte weiterhin böse. Vielleicht habe ich in letzter Zeit zu oft gesagt, dass es mir leid tut. Deshalb musste ich ihm versprechen, dass ich keine Briefe an die Erde schicke. So kann ich die Briefe jetzt nur noch abends schreiben, wenn Freddie sich abgeschaltet hat und er es nicht mitbekommt. Echt blöd.

Erst einmal will ich Dir erzählen, wo ich herkomme. Dazu gehst Du am besten mal raus und ich beschreib es Dir. Dabei sollte es aber dunkel draußen sein und es sollten sich möglichst wenige Wolken am Himmel befinden, damit Du die Sterne sehen kannst. Das, was Du da am Himmel siehst, sieht zwar aus wie ein wirres Muster von Punkten. Doch ich kann Dir berichten, dass es viel viel mehr ist.

Je nachdem, wo Du wohnst und wo Du Dir den Himmel ansiehst, kann er anders aussehen. Das liegt erst einmal daran, dass es sehr unterschiedlich hell sein kann in der Nacht. Wenn Du zum Beispiel in der Stadt bist, dann siehst Du nur einige wenige Punkte am Himmel, weil überall in der Stadt Lichter sind. Da sind Straßenlaternen, Autoscheinwerfer, Ampeln, Häuserfenster und Fabriken. Alle können leuchten und deshalb wird es in der Stadt nie ganz dunkel. Wenn Du auf dem Land bist, dann ist es meist viel dunkler und damit kannst Du viel mehr Sterne sehen. Allerdings müssen sich Deine Augen erst an die Dunkelheit gewöhnen. Wenn Du aus dem erleuchteten Haus rausgehst, dann siehst Du zunächst sehr wenig. Nach einigen Minuten in der Dunkelheit kannst Du schon viel mehr sehen. Das liegt daran, dass Deine Augen mit zwei unterschiedlichen Techniken gucken können. Wenn es hell ist, dann kannst Du mit der einen Technik Farben sehen. Dafür haben Menschen die so genannten „Zapfen“ in den Augen. Wenn es dunkel wird, dann schalten die Augen auf die andere Technik um, mit der Du viel besser im Dunkeln gucken kannst. Das sind dann die so genannten „Stäbchen“. Davon haben Menschen viel mehr und die sind auch viel lichtempfindlicher als die „Zapfen“. Aber leider kannst Du dann damit keine Farben mehr sehen. Deshalb sagt man bei Euch auf der Erde auch als Sprichwort, dass nachts alle Katzen grau sind.

Die meisten Punkte, die Du am Himmel sehen kannst, sind Sterne. Wahrscheinlich denkst Du gerade, dass Du das natürlich schon lange weißt, und ich Dir endlich erzählen soll, von welchem der Sterne ich komme. Doch leider muss ich Dir mitteilen, dass ich von gar keinem Stern komme. Und ich kann Dir garantieren, dass gar kein Außerirdischer von irgendeinem Stern da oben kommt - egal ob es Alf, irgendwer aus Star Wars oder andere „Aliens“ sind. Weshalb ich mir da so sicher sein kann? Das ist ganz einfach. Denn dass Du die Sterne am Himmel überhaupt sehen kannst, das hat einen Grund. Stell Dir vor, Du stehst nachts auf einer Wiese und guckst zu einem einsam stehenden Haus. Was siehst Du? Du siehst nur die erleuchteten Fenster und vielleicht noch ein bisschen darum herum. Es muss also irgendein Licht geben, damit man im Dunkeln etwas sehen kann, selbst wenn wir die Augen schon auf die zweite Technik mit dem „Stäbchen“ umgeschaltet haben. Und was erzeugt vor allem Licht? Das Feuer! Und damit man ein Licht von so weit weg sehen kann, wie Sterne weit weg von der Erde sind, da muss es schon ein ziemlich großes Feuer sein.

Nun könnten natürlich all die Bewohner auf den Sternen einfach vergessen haben, ihr Licht im Badezimmer auszuschalten, und wir daher die Sterne bis hierhin sehen können. Aber da müssten die Außerirdischen alle schon ziemlich dämlich sein, soviel Strom sinnlos den ganzen Tag über zu verschwenden. Ich bin bei meiner Reise zur Erde an vielen Sternen vorbeigekommen und ich kann Dir versichern, dass ich keinerlei Badezimmer mit eingeschaltetem Licht gesehen habe. Ich habe nicht einmal Häuser gesehen. Und das liegt daran, dass die Sterne deswegen so weit leuchten, weil sie riesige brennende Kugeln sind. Das bedeutet nicht nur, dass es auf den Sternen brennt. Der ganze Stern ist jeweils ein einziges ziemlich heißes Feuer. Das ist so wie zu Silvester, wenn ihr Menschen Raketen in die Luft schießt. Auch die brennen dann irgendwann vollständig ab und leuchten wie bunte Sterne am Himmel. Nur dass bei den echten Sternen das Feuerwerk nicht schon nach wenigen Minuten vorbei ist, sondern sie sehr lange brennen und leuchten. Viele viele Millionen und sogar Milliarden Jahre, um genau zu sein. Das ist wirklich lang!
Der für Dich nächste, so brennende Stern, ist übrigens die Sonne, die Du tagsüber am Himmel sehen kannst. Und dass sie brennt ist auch gut so, denn ihr bekommt damit auch etwas von der Hitze des Feuers ab. Wäre die Sonne nicht da, dann wäre es bei Dir auf der Erde noch viel kälter als im kältesten Winter, den Du kennst. Das wäre so kalt, dass sofort alles einfrieren würde. Das heißt, dass es selbst im kältesten Winter, den Du kennst, eigentlich immer noch erstaunlich mollig warm ist. Zumindest aus Sicht eines Außerirdischen, der die Kälte des Weltraums kennt, wo der nächste brennende Stern sehr weit weg sein kann. Bei einem wirklich knackigen Winter auf der Erde hast Du so -15 Grad. Eiskalt, nicht wahr? Aber nun stell Dir vor, es sind -270 Grad. Das wäre dann wirklich sehr eisig kalt. Und so ist es im Weltraum. Brrrr.... Gut dass ich hier im beheizten Raumschiff sitze.

Jetzt verstehst Du sicherlich auch, warum niemand von einem Stern kommen kann. Da ist es bei dem ganzen Feuer viel zu heiß. Da kann niemand leben. Macht aber nichts. Denn es gibt ja noch die Planeten. Du musst also schon mal zwei Arten von Punkten am Himmel unterscheiden. Einmal die normalen brennenden Sterne und dann die Planeten. Einen solchen Planeten kennst Du ziemlich gut. Das ist nämlich der Planet, über den ich meine Projektarbeit schreibe. Das ist die Erde.

Planeten fliegen immer um die Sterne herum und brennen in der Regel nicht, so dass dort manchmal Tiere, Pflanzen und Menschen leben können. Die Erde fliegt dabei um die Sonne. Dafür braucht sie ziemlich genau ein Jahr. Dabei ist die Erde gar nicht der einzige Planet, der um die Sonne fliegt. Es gibt bei Euch ein ganzes Sonnensystem. Gerade während ich das hier schreibe, sehe ich aus dem Fenster noch einen anderen Planeten von Eurer Sonne, nämlich den Mars. Der sieht ziemlich hübsch aus. Schön rot.

Aber davon kann ich Dir ja ein anderes Mal erzählen. Ich muss nämlich auch bald schlafen, sonst wundert sich Freddie morgen, weshalb ich so müde bin. Aber ich wollte Dir zumindest noch schnell verraten, wo ich herkomme. Ich komme nämlich auch von einem Planeten. Aber es ist kein Planet, der um die Sonne kreist. Mein Planet ist über 124 Lichtjahre von Deinem Planeten Erde entfernt, was wirklich weit weg ist. Und wir haben nicht nur eine Sonne, sondern gleich vier davon. Klingt verrückt? Ist es auch, insbesondere wenn man mal draußen schlafen will und es nie richtig dunkel wird. Schlittenfahren geht deshalb bei uns auch nicht, da wir eigentlich nie richtig Winter haben. ihr nennt unsere vier Sonnen übrigens Dubhe. Du kennst Dubhe nicht? Ich bin mir sicher, dass Du unsere Sonnen schon gesehen hast. Kennst Du das Sternbild „Großer Wagen“, den ihr auch „Großer Bär“ nennt? Das ist ein Sternbild am Himmel, das aussieht wie so ein Wagen, den man hinter sich herziehen kann. Vier Sterne sind wie ein Kasten angeordnet und drei hängen vorne dran wie eine Schnur oder ein Griff zum Ziehen. Das Sternbild kannst Du eigentlich immer sehen, wenn nachts keine Wolken am Himmel sind. Je nach Uhrzeit und Jahreszeit kann es höchstens mal auf dem Kopf stehen.
Und wenn Du Dir den Kasten des Wagens ansiehst, dann ist Dubhe der Stern ganz rechts oben, gegenüber von dem Griff des Wagens. Für Dich sieht es aus wie ein Stern. Aber in Wirklichkeit sind es vier, die ich alle von mir zu Hause auf meinem Planeten sehen kann. Aber davon erzähle ich Dir ein anderes Mal.

Schlaf gut.

Dein Rolf.

Brief Nr. 1: Hallo Brief Nr. 3: Bremsen beim Mars