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Brief Nr. 13: In den Ringen des Saturns

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Hallo,

so, jetzt habe ich wieder etwas Zeit Dir zu schreiben. Du kannst Dir vorstellen, dass da ziemlich viel los war in den letzten Stunden. Wir sind also so schnell wir konnten zum Saturn geflogen, um Ika zu helfen. Doch leider können wir hier im Sonnensystem nicht so schnell fliegen, wie außerhalb der ganzen Planeten. Sonst kann es passieren, dass wir zu schnell sind und in irgendetwas hineinfliegen. So hat es mehrere Stunden gedauert, bis wir bei Ika angekommen sind. Während dieser Zeit haben wir mit ihr noch ein paar Mal über Funk gesprochen. Dumme Sache, die ihr da passiert sein soll. Der Saturn ist nämlich ein ganz besonderer Planet in Eurem Sonnensystem. Zum einen ist er ziemlich groß. Zwar ist er nicht ganz so groß wie Jupiter, aber danach ist er gleich der zweitgrößte Planet in der Gegend. Deshalb kann man ihn auch ganz einfach von der Erde aus sehen. Saturn selber ist allerdings ziemlich öde. Wie Jupiter besteht er fast nur aus verschiedenen Arten von Luft. Deshalb kann man da auch nicht landen und es gibt keine Berge oder Kraterlöcher. Dass er trotzdem der coolste Planet ist, liegt daran, dass er ganz viele Ringe um sich herum hat. Wenn man nur mit einem kleinen Fernglas von der Erde aus den Saturn beobachtet, dann denkt man zunächst, dass da so eine runde Scheibe ist, die nochmal um den Saturn herum geht. Dann sieht er ein bisschen wie eine fliegende Untertasse aus.
Ganz witzig ist, dass auch schon vor vielen hundert Jahren ein ganz berühmter Mensch, nämlich Galilei, den Saturn als einer der ersten Menschen mit einem Fernrohr beobachtet hat. Dabei war aber das Fernrohr wohl noch so schlecht, dass er dachte, dass der Saturn zwei Henkel an den Seiten hat. Als wenn der Saturn ein Pisspott wäre … hihi. Auch kluge Menschen können sich mal irren.

Erst später hat man dann erkannt, dass da keine Henkel sind oder eine Scheibe ist, die um den Saturn liegt. Vielmehr sind es ganz viele einzelne Ringe. Das ist wie bei einem Sportplatz, um den auf verschiedenen Bahnen Deine Klassenkameraden und Du herum laufen. Allerdings läuft beim Saturn nicht nur einer auf jeder Bahn, sondern ganz viele rennen da immer hintereinander herum. Obwohl, natürlich sind das gar keine Schüler, die hier um den Saturn rennen. Das sind massenhaft Gesteinsbrocken und Wassereisstücke. Aber wie in der Schule bleiben die immer jeweils artig in ihrer Bahn, so dass es von ganz weit weg so aussieht, als wenn das Ringe um den Saturn wären. Zwischen diesen Ringen sind wiederum kleine Lücken. Und genau in diesen Lücken wollte Ika eigentlich herumfliegen – so zumindest hatte sie es uns erzählt. Doch dann sei sie in einen der Ringe mit den rennenden Schülern - äh ich meine natürlich Steinen - gerutscht. In den Lücken ist es nämlich richtig leer und für so ein Raumschiff wäre auch genügend Platz dort. Doch dann sei sie plötzlich abgelenkt worden und in einen der Ringe mit dem ganzen Kladderadatsch darin gekommen. So hat sie es mir erzählt. Einige Minuten lang habe sie noch den Steinen da ausweichen können, doch dann habe sie so ein Gesteinsbrocken voll getroffen, so dass sie nicht mehr steuern könne.
Wir sind dann erst einmal ganz vorsichtig in die Lücke zwischen den Saturnringen geflogen, in der auch Ika zuerst war. Freddie hat mich hierfür leider wieder nicht an das Steuer gelassen und ist lieber selber geflogen.
„Du siehst ja, was bei Übermut herauskommt“, hat er mir mahnend gesagt, als ich auch mal das Steuer übernehmen wollte. So konnte ich nur zusehen, wie Freddie uns immer näher an die Stelle gebracht hat, wo Ika plötzlich in den Ring eingetaucht ist. Immerhin konnte ich ein paar Befehle wie „jetzt langsamer fliegen“ oder „Vorsicht“ geben. Ich bin mir aber nicht sicher, ob die Freddie überhaupt beachtet hat.
Als wir dann bei der Stelle waren, wo Ika falsch abgebogen sein soll, da haben wir erst einmal angehalten. Unter uns war der riesige Saturn. Deutlich konnten wir sehen, dass da wie bei Jupiter einige Stürme die Wolken ziemlich durcheinander bringen. Allerdings ist hier der „Große rote Fleck“ vom Jupiter eher weiß. Deshalb heißt er auch „Großer weißer Fleck“. Und vor uns war der unheilvolle Ring mit den ganzen Steinen und Eisbrocken. Nur Ikas Schiff konnten wir noch nicht entdecken.

„Ika, hörst Du uns? Wir sind jetzt da. Wo bist Du?“ rief ich ins Mikrofon, während Freddie abwechselnd auf den Bildschirmen und durch das Fenster nach ihrem Raumschiff Ausschau hielt.

Plötzlich rummste es so stark, dass Freddie und ich durch den halben Raum flogen. Ein Glas tat es uns nach und ging hinter uns scheppernd zu Bruch. Zum Glück war das das Einzige, das kaputt ging. Als ich mich langsam wieder aufgerappelt hatte, meine ich Freddie neben mir fluchen zu hören. Eigentlich können Roboter gar nicht fluchen, aber ich bin mir sicher, dass ich ein Wort mit Sch… am Anfang gehört habe. Nachdem auch er sich aufgerappelt hatte und gerade zum Computer zurückging, um nachzusehen, was passiert ist, hörten wir schon Ikas Stimme:
„Tick. Ihr habt ihn. Fangt mich doch“, lachte sie und im gleichen Moment sauste ihr Raumschiff mit einer affenmäßigen Geschwindigkeit an unserem vorbei.
Freddie und ich sahen uns nur kurz an und wir waren uns ausnahmsweise mal einig, dass wir das nicht auf uns sitzen lassen wollten. Freddie gab richtig Gas und durch den Ruck wären wir beinahe wieder hingefallen. Gerade noch konnten wir uns fangen. So habe ich Feddie noch nie erlebt. Er schien richtig wütend zu sein. Mir konnte es ja recht sein. Schließlich finde ich solche Verfolgungsjagden richtig cool. Außer, dass ich gerne selber geflogen wäre. Aber es sah so aus, als wenn sich Freddie hiervon nicht abbringen lassen würde.

Erneut hörten wir Ikas Stimme: „Ihr kriegt mich nicht, ihr kriegt mich nicht …“, rief sie hämisch ins Mikrofon und Freddie holte das Letzte aus dem Raumschiff heraus. Doch Ikas Schiff war immer ein bisschen schneller. Immer wieder mal flog sie aus einem der Zwischenräume der Ringe heraus, schlug einen Haken und tauchte dann zwischen zwei anderen Ringen wieder ab. Das war schon toll, wie sie fliegen konnte. Wirklich beeindruckend …
Aber Freddie schien überhaupt nicht beeindruckt zu sein. Auch wenn Ika immer etwas weiter von uns weg flog, so gab er nicht auf. Zwei weitere Gläser fielen bei einer scharfen Kurve herunter, doch Freddie beachtete sie gar nicht.
So fliegen wir jetzt schon seit über einer halben Stunde hinter Ika her. Inzwischen ist sie so weit weg, dass wir sie kaum noch durch das Fenster erkennen können. Dabei scheint sie die Lust an dem Spiel mit uns zu verlieren. Seit einigen Minuten fliegt sie nur noch immer wieder um Saturn herum auf der Umlaufbahn eines seiner Monde. Saturn hat nämlich wie alle Planeten auch Monde. Über 60 Monde sind es, die ständig um ihn herum kreisen. Der größte davon heißt Titan und hat immerhin einen Durchmesser von mehr als 5 Kilometern. Wir allerdings fliegen gerade auf der Bahn von dem Mond Janus. Zumindest sagt unser Computer das. Ich bin mal gespannt, wie lange Ika das noch mit uns macht.
Ich glaube ja … oh … was ist das? Da ist etwas passiert. Sie wird plötzlich langsamer. Viel langsamer. Als wenn sie stehen geblieben ist. Und … da ist noch etwas. Wo kommt der denn plötzlich her? Da ist noch ein Mond. Der war gerade noch nicht da. Und Ika scheint irgendwie mit ihm zusammengestoßen zu sein. Oh je … Da müssen wir sofort hin und helfen. Ich hoffe nur, dass es nicht schon wieder einer ihrer Scherze ist.

Ich muss Freddie jetzt helfen. Ich melde mich später wieder. Drück die Daumen, dass Ika nichts passiert ist. Wo kam nur dieser Mond plötzlich her?

Bis später

Dein Rolf.

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