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Brief Nr. 14: Es hat geknallt

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Brief Nr. 14: Es hat geknallt

Hallo,

oh je, das hatte aber ganz schön geknallt. Ika war ungebremst gegen einen Mond geflogen. Zum Glück hatte ihr Raumschiff einen Schutzschild, der das Schlimmste verhindert hat. Doch das Raumschiff ist hin. Ika hat zum Glück nur ein paar Schrammen abbekommen und das auch nur, weil sie sich beim Umsteigen in unser Schiff den Kopf gestoßen hat. Wir haben sie nämlich mit unserer kleinen Fähre abgeholt. Erst wollte sie gar nicht gehen, da sie meinte, dass sie das schon wieder hin bekommt. Aber Freddie hat sich kurz mit ihrem Boardcomputer verbunden und hat sie dann davon überzeugt, dass eine Reparatur so einfach nicht möglich ist. Ika hat noch einige Zeit lang vor sich hin gegrummelt, dass sie das sehr wohl wieder hinbekommen hätte und war dann doch zu uns rüber gekommen.

Sie war ziemlich aufgebracht und geladen. Und als sie sich dann auch noch den Kopf gestoßen hat, da wurde sie richtig wütend.

„Wo kam denn dieser dämliche Mond plötzlich her…?“, brüllte sie uns an.
Freddie erklärte es ihr in ganz ruhigem Ton: „Das war Epimetheus.“
„Epi-was?“, rief Ika immer noch mit heiserer Stimme. „Da sollte doch der Mond Janus sein und der war genügend weit weg.“
Freddie zeigt keine Regung und ergänzte mit der Stimme eines Lehrers: „Epimetheus hat fast die gleiche Umlaufbahn wie Janus. Alle vier Jahre jedoch kommen sich die beiden Monde so nah, dass sie einfach ihre Bahnen tauschen. Kurz vorher ziehen sie sich gegenseitig durch die Gravitationskraft an. Aber statt zusammenzuknallen fliegen sie knapp aneinander vorbei und dann weiter auf der Bahn des anderen. Und das nun gerade heute passiert. So ein Zufall. Witzig, oder?“

Niemand lachte. Ika schnappte nach Luft, wollte etwas sagen und schwieg dann doch. Dann war es mehrere Minuten lang still und wir guckten uns nur an.

Ich war der erste, der wieder etwas sagte. „Wir haben ein Gästezimmer auf unserem Raumschiff. Ich zeige es Dir. Dein Schiff schleppen wir ab. Vielleicht bekommen wir es gemeinsam auf dem Weg wieder hin.“

Ika folgte mir ziemlich widerwillig. Ist ja auch verständlich, dass man schlecht gelaunt ist, wenn man gerade sein Raumschiff kaputt gemacht hat. Ich finde das aber eigentlich ganz gut. Natürlich nicht, dass Ika einen Unfall hatte. Aber ich freue mich darüber, dass ich nicht mehr mit Freddie allein sein muss.

Ika kommt übrigens von demselben Planeten wie ich. Allerdings macht sie kein Praktikum, sondern wollte wohl nur einen Ausflug machen. Ziemlich mutig so alleine. Aber auch ein wenig leichtsinnig. Sie hatte ja großes Glück, dass wir in der Nähe waren.

Jetzt denkst Du sicherlich, dass es ein ziemlicher Zufall ist, dass sich zwei vom selben Planeten so weit weg von zu Hause hier draußen treffen. Ein bisschen Recht hast Du auch. Aber denk auch daran, dass es in diesem Teil des Weltraums gar nicht so viele Planeten gibt, auf denen Leute wie Du oder ich leben und die in den Weltraum reisen können. Wenn man dann bedenkt, dass es besonders spannend ist einen dieser wenigen bewohnten Sternensysteme zu besuchen, dann ist es gar nicht mehr ein so großer Zufall, dass wir uns hier in Deinem Sonnensystem getroffen haben.

Inzwischen hat Ika sich übrigens wieder etwas beruhigt. Wir haben vorhin zusammen zu Abend gegessen (auch wenn es hier ja gar keinen Abend gibt) und da hat sie sogar ein wenig von sich erzählt. Sie ist fast so alt wie ich und ist auf der ganz anderen Seite von meinem Planeten aufgewachsen. Bei uns zu Hause sprechen übrigens alle auf dem Planeten dieselbe Sprache. Früher gab es mal unterschiedliche Sprachen, aber das ist schon lange her. Allerdings klingen bei denen auf der anderen Seite meines Planeten einige Worte etwas anders. Das hört sich witzig an, wenn die sprechen. Ich kann Dir das leider nicht richtig beschreiben, da Du unsere Sprache nicht verstehen würdest. Aber das ist vielleicht damit vergleichbar, wenn einer hessisch spricht und ein anderer bayrisch. Wahrscheinlich findet Ika meine Aussprache auch witzig. Ich kann nämlich sehen, dass sie manchmal das Gesicht etwas verzieht wenn ich rede. Aber mir ist das egal. Ihre Aussprache ist viel lustiger.

Sie hat übrigens gerade Schulferien und wollte nur mal für ein paar Tage raus und andere Teile vom Weltall sehen. Von uns aus kann man zwar den Saturn nicht mit einem Fernglas erkennen. Aber Astronauten von meinem Planeten, die schon vorher das Sonnensystem besucht haben, haben davon berichtet. Sie haben beschrieben, wie toll dieser Planet mit seinen Ringen aussieht. Aber ich glaube, jetzt hat sie erst einmal genug von dem Saturn.

Das war ein ziemlich aufregender und anstrengender Tag. Deshalb muss ich jetzt schlafen gehen. Ika hat sich schon vor einer Stunde in ihre Kabine zurückgezogen. Ich bin gespannt, was wir morgen erleben werden. Dann fliegen wir nämlich weiter zum Uranus.

Schlaf auch gut.

Dein Rolf.

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