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>> Briefe aus dem AllBrief Nr. 6: Wo ist mein Gürtel?
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Hallo,
ich hab gut und lange geschlafen. Freddie hat mich zum Glück erst sehr spät geweckt, aber gerade noch rechtzeitig vor dem Gürtel. Auf den hatte ich mich nämlich schon seit Tagen gefreut, da ich ihn auf dem Hinflug völlig verschlafen hatte.
Du fragst Dich vielleicht, welchen Gürtel ich meine und weshalb ich mich darauf so gefreut habe. Der Gürtel hat natürlich nichts mit etwas zu tun, das man sich um die Hose bindet. Ich meine damit den Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter. Ich war ja auf meinem Weg von der Erde zu mir nach Hause zuerst am Mars vorbeigekommen. Der nächste Planet auf meinem Weg raus aus dem Sonnensystem ist dann der Jupiter. Und genau dazwischen, da ist er, der Asteroidengürtel. Zumindest dachte ich, dass er da wäre. Ich hatte mir nämlich vorgestellt, dass da richtig was los ist. Asteroiden sind nämlich ganz kleine Planeten. Wenn die mal 100 Kilometer groß sind, dann sind das schon richtig große Asteroiden. Der größte Asteroid im Asteroidengürtel ist Ceres, der ungefähr so lang wie Deutschland ist. Wie die Erde fliegen Asteroiden auch um die Sonne. Über 400.000 Stück davon sollen hier zwischen Mars und Jupiter herumfliegen. Das ist eigentlich ziemlich viel. Und deshalb habe ich mich nämlich darauf gefreut.
Ich weiß nicht, ob Du Videospiele magst. Da gibt es auch so Spiele, bei denen man sein Raumschiff geschickt zwischen den Gesteinsbrocken steuern muss. Und genau das wollte ich in echt machen. Mein Raumschiff fliegt ja sonst automatisch und ich muss nichts machen. Aber das kann man ja auch abschalten. Deshalb habe ich mich vorhin ganz aufgeregt ins Cockpit gesetzt, den Autopiloten abgeschaltet und fest das Steuerrad in beide Hände genommen. So wollte ich uns durch den wilden Asteroidengürtel fliegen. Gespant habe ich aus dem Fenster vor mir geschaut. Doch da war nichts. Alles nur schwarzer Weltraum. Mindestens zwei Stunden habe ich so da gesessen und mit dem Steuerrad in der Hand nach draußen gestarrt. Nicht ein Asteroid kam vorbei.
Wer allerdings vorbeikam, das war Freddie. Ich hatte Dir ja schon geschrieben, dass Roboter eigentlich nicht lachen können. Aber ich bin mir schon wieder sicher, dass er mich ein wenig hämisch angegrinst hat, als ich das Cockpit verließ. Ich hab dann noch einmal alles überprüft und durchgerechnet. Ich sollte eigentlich mitten im Asteroidengürtel sein. Aber wo waren die 400.000 Asteroiden?
Ich wollte schon frustriert und ohne Abendessen wieder ins Bett gehen, als ich aus einem Seitenfenster in weiter Entfernung einen winzig kleinen Punkt sah. Da hab ich mir ein Fernglas genommen und tatsächlich war da etwas, das aber selbst durch das Fernglas aussah wie ein Staubkorn.
„Das ist Ceres“, sagte Freddie. Ich hatte ihn gar nicht bemerkt und plötzlich stand er hinter mir.
„Ceres?“ fragte ich erstaunt. „Das ist doch der größte Asteroid von allen hier. Das kann unmöglich Ceres sein.“
Freddie starrte mich unverändert an und wiederholte nur: „Das ist Ceres“.
Er muss mir wohl angesehen haben, dass ich ihm nicht glaubte, deshalb erklärte er es mir noch etwas genauer.
„Lieber Rolf“, sagte er, wobei er natürlich meinen richtigen Namen aussprach, den ich Dir nicht schreiben kann. Aber ich mag es eigentlich überhaupt nicht, wenn er mich so anredet. Das klingt dann so wie ein Lehrer. Aber dieses Mal hab ich ihm gebannt zugehört. „Du hast recht, dass da ziemlich viele Asteroiden unterwegs sind“, erklärte Freddie weiter. „Aber du weißt auch, dass der Weltraum sehr sehr groß ist. Auch das Sonnensystem ist verglichen mit ein paar Asteroiden sehr groß. Das gilt selbst, wenn es sehr viele Asteroiden sind. Wenn Du nämlich alle Asteroiden hier im Gürtel zusammennehmen würdest, dann würdest du gerade mal einen ganz kleinen Teil des Monds zusammenbekommen, der um die Erde fliegt. Und erinnerst du dich, wann du den Mond beim Flug zu Erde zum ersten Mal gesehen hast?“
Ich musste nicht lange nachdenken, denn ich hätte ihn damals beim Landeanflug beinahe gerammt. Ich hatte ihn völlig übersehen. Aber mir leuchtete ein, dass gemessen an den großen Weiten hier zwischen Mars und Jupiter, selbst 400.000 Asteroiden sehr wenig sein können und die Wahrscheinlichkeit auch nur einen davon zu sehen, sehr gering war. Somit hatte ich schon Glück, dass ich Ceres entdeckt hatte.
Auch bei Euch Menschen ist es noch gar nicht so lange her, dass Ihr überhaupt Asteroiden entdeckt habt. Vor etwas mehr als 200 Jahren gab es schon Vermutungen, dass da irgendetwas zwischen Mars und Jupiter sein musste. Nur gefunden hat es zunächst keiner. Im Jahr 1801 wurde dann Ceres und in den Jahren danach einige weitere Asteroiden entdeckt. Erst dachte man sogar, dass das jeweils eigene Planeten sein, wenn auch sehr kleine. Ganz falsch lag man damit ja auch nicht. Aber als dann die Entdeckungen von Asteroiden zunahmen und man mit dem Zählen gar nicht mehr hinterher kam, da einigte man sich auf der Erde darauf, dass nur noch die großen Planeten wirklich Planeten sind und die anderen sind dann eben die Zwergplaneten oder auch Asteroiden genannt.
Leider kann ich Dir nicht sagen, wieso gerade hier zwischen Mars und Jupiter so viele kleine Asteroiden sind. Vielleicht sind es Reste von dem Material, aus dem die großen Planeten entstanden sind. Aber dann müsste es doch auch zwischen den anderen Planeten solche Asteroidengürtel mit Planeten-Bauschutt geben, oder? Gesehen habe ich die nicht, obwohl ... den Asteroidengürtel hier habe ich ja auch nicht richtig gesehen ...
Vielleicht war es auch mal einer oder mehrere größere Planeten, die auseinander gefallen oder zusammengestoßen sind und dadurch in viele tausend Stücke zerbrachen. Na ja, ein wirklicher Planet wird es wohl nicht gewesen sein, wenn die Stücke zusammen nicht einmal einen kleinen Teil des Mondes ergeben.
Ein wirkliches Rätsel. Aber mein Projekt war ja auch die Erde und nicht der Asteroidengürtel. Wenn Du mal Astronom wirst, dann kannst Du ja versuchen, dieses Asteroiden-Rätsel zu lösen. Aber nimm Dir viel Zeit mit zum Untersuchen der Asteroiden. So leicht findet man die hier in den Weiten des Weltraums nämlich nicht. Nur so ein Tipp von mir aus eigener Erfahrung ...
Bis bald,
Dein Rolf.