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>> Briefe aus dem AllBrief Nr. 11: Es gibt Eis
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Hallo,
tatsächlich hatten wir heute ein kleines Abenteuer. Wir sind nämlich vorhin auf Europa gelandet. Natürlich nicht auf dem Europa auf der Erde. Denn einer der großen Monde von Jupiter heißt auch so wie der Kontinent „Europa“ auf der Erde. Der Mond Europa ist zwar etwas kleiner als Euer Erdenmond, aber dafür hat er etwas, was der Erdenmond überhaupt nicht hat: nämlich Wasser. Deshalb sind wir hier nämlich gelandet. Freddie sagt, dass bei meinem Flug um Jupiter unsere Maschinen so heiß geworden sind, dass zu viel Wasser für das Kühlen der Motoren verbraucht wurde und wir nun neues Wasser brauchen. Ich glaube ja, dass er übertreibt und er mir nur zeigen will, wie leichtsinnig mein Flug gewesen sein soll. Gut, dass ich ihn durchschaue. Aber gegen eine Landung auf dem Mond Europa hatte ich eh nichts. Der ist nämlich ziemlich spannend.
Ganz so einfach war die Landung übrigens nicht. Zwar gibt es hier praktisch keine Luft und damit auch keine starken Stürme. Aber überall hier ist Eis. Das Wasser von Europa ist nämlich an der Oberfläche gefroren und überall sind kleine Rillen und Spalten im Eis, so wie wenn Riesen hier Schlittschuh gelaufen wären. In diesen Rissen könnte unser Raumschiff ganz leicht für immer verschwinden. Freddie hat darauf bestanden, dass er landet und da ich ja heute meinen artigen Tag habe, habe ich natürlich nichts dagegen gehabt.
Wir sind dann an einer Stelle gelandet, bei der nur wenige kleine Schrammen im Eis waren. Aber da es etwas hügelig hier ist, sind wir doch einige Meter gerutscht. Ich glaube, dabei sind wieder einige Sachen umgekippt, die Freddie vorhin gerade erst eingeräumt hatte. Es hat nämlich aus dem Essensraum ziemlich laut gescheppert. Dieses Mal habe ich Freddie angegrinst. Ich konnte nicht anders. Tut mir Leid ...
Der gefrorene Ozean von Europa (also von dem Mond!) soll tatsächlich über hundert Kilometer tief sein. Würde es eine Schnellstraße von der Oberfläche bis zum Grund geben, dann wäre man mit einem Auto ungefähr eine Stunde lang unterwegs. Damit hätte der Mond mehr Wasser als sich in allen Ozeanen der Erde zusammen befinden. Der tiefste Ozean der Erde, der Pazifische Ozean, ist nämlich übrigens nur höchstens etwas über elf Kilometer tief. Mit einem Auto würde man das in nicht einmal zehn Minuten schaffen. Eure Wissenschaftler glauben sogar, dass in diesem Wasser unter dem Eis hier etwas leben könnte - zumindest ganz kleine Lebewesen. Ob das wirklich so ist, kann ich Dir leider auch nicht sagen. Von Fischen ist hier weit und breit nichts zu sehen. Wir haben auch nur etwas Eis von der Oberfläche eingesammelt, das wir dann im Raumschiff tauen, säubern und in große Tanks packen. Das Eis sieht leider auch nicht wirklich aus wie Eis. Überall liegt hier so roter Staub rum, weshalb der Mond Europa durch Fernrohre auch eher rot aussieht.
Freddie hat sehr genau darauf geachtet, dass ich ganz dicht am Raumschiff bleibe. Ich hätte schon große Lust gehabt ein wenig über das Eis zu schlittern - trotz des ganzen roten Staubs. Aber sobald ich auch nur einige wenige Schritte gegangen bin, war Freddie schon bei mir und sah mich streng an. Ich hab ihn dann nur angelächelt und gesagt, dass ich hier gutes gefrorenes Wasser für unsere Motoren gefunden habe. Da konnte er nichts gegen sagen, hat so einen kleinen Minibagger aus dem Raumschiff gefahren und angefangen, etwas Eis abzukratzen.
Als Freddie dann damit beschäftigt war, bin ich doch einmal einige Meter weit geschlittert und dann ziemlich blöde hingefallen, weil mich der Staub abgebremst hat. Trotz meines Raumanzugs hat das ziemlich weh getan. Aber davon habe ich natürlich Freddie nichts erzählt.
Der Jupiter sieht von hier übrigens ziemlich beeindruckend aus. Er steht wie ein riesiger Ball am Himmel und man kann die Wirbelstürme und den Großen Roten Fleck sehen. Und obwohl Jupiter so riesig ist, braucht der Mond Europa nur etwas mehr als drei Tage, um einmal um ihn herumzufliegen. Das ist viel schneller, als Euer Mond um die Erde fliegt. Der braucht dafür nämlich fast einen ganzen Monat. Aber das ist dennoch viel viel viel viel viel viel viel langsamer als ich war. Ich habe nämlich für meine Flüge um Jupiter gestern nur wenige Minuten gebraucht. Wow, das war schnell!
Etwas rechts von Jupiter kann ich gerade den Mond Kallisto sehen. Der ist allerdings ziemlich dunkel und unheimlich. Vor allem weil er so viele Krater hat, wo vorbeikommende Steine aus dem Weltall abgestürzt sind. Überall sind da diese Einschlagslöcher, was mir zeigt, dass es da oft ziemlich ungemütlich ist. Kallisto hat zwar auch gefrorenes Wasser, aber ich bin froh, dass wir lieber auf Europa gelandet sind.
Freddie scheint jetzt genug Eis gesammelt zu haben. Dann werden wir wohl gleich wieder abfliegen. Schade. Aber mir wird auch allmählich ziemlich kalt. Brr …
Bis bald.
Dein Rolf